Mediationsverfahren Marktplatz Warendorf

Planungen zur Umgestaltung des Warendorfer Marktplatzes trieben im Jahr 2014 einen Keil zwischen Stadtverwaltung, Bürger und Geschäftsleute. plan-lokal führte die Akteure in Gesprächen und ergebnisoffenen Werkstätten zueinander. Die Beteiligten näherten sich sukzessive einer Kompromisslösung. Anfang 2017 begann schließlich die Baumaßnahme …

Die Umgestaltung des Warendorfer Marktplatzes ist eine zentrale Maßnahme im Integrierten Handlungskonzept für die Warendorfer Altstadt. Nach den Plänen der Verwaltung sollte der von historischen Gebäuden flankierte Platz barrierefrei und möglichst authentisch umgebaut werden. Die Pläne der Stadt stießen jedoch in der Bürgerschaft sowie bei gewerblichen Anliegern auf Widerstand. Ein durch das Verwaltungsgericht Münster für unzulässig erklärtes Bürgerbegehren führte zu einer Eskalation des Konfliktes. Misstrauen prägte das Verhältnis von Verwaltung und Bürgerschaft/Anliegern.

Zu Beginn des Jahres 2015 hat die Stadt Warendorf das Büro plan-lokal mit der Durchführung eines zunächst zweistufigen Mediationsverfahrens beauftragt, um im Konflikt über die Neugestaltung des Warendorfer Marktplatzes zu einer Einigung zu gelangen.

In der ersten Stufe des Prozesses wurden Schlüsselpersonen- und Fraktionsgespräche mit insgesamt rund 70 Personen geführt. Die Gespräche dienten dazu, Einschätzungen und Positionen bezüglich der Qualitäten und Defizite des Warendorfer Marktplatzes sowie Hinweise zu Chancen und Risiken einer Marktplatzumgestaltung zu erfassen. Zu den Gesprächspartnern zählten neben den politischen Fraktionen lokale Vereine und Interessengruppen, Einzelhändler und Gastronomen sowie Vertreter der Verwaltung. Die Gespräche wurden protokolliert und seitens der Teilnehmer für die weitere Prozessgestaltung autorisiert.

Die zweite Stufe des Mediationsverfahrens umfasste die Durchführung einer zweitägigen Werkstattveranstaltung, deren Ziel es war, eine von möglichst vielen Akteuren getragene Kompromisslösung für eine Marktplatzumgestaltung zu erarbeiten.

Ergebnis bildeten konsensfähige Positionen sowie Prüfaufträge an die Verwaltung. Das Werkstattverfahren trug wesentlich zur Versachlichung der bis dato emotional geführten Debatte bei und schuf Vertrauen zwischen den Konfliktparteien. Es bot eine Plattform zur Kompromissfindung auf zwei Ebenen: In vier Akteursgruppen (Interessengruppen, Marktanlieger, Politik, Verwaltung) sollten die Teilnehmer zunächst den Konsens im kleinen Kreis erproben und aus ihrer Funktion heraus Rahmenbedingungen definieren. Die von den jeweiligen Akteursgruppen benannten Rahmenbedingungen konnten von allen weiteren Arbeitsgruppen kommentiert werden.

So gelang es, den kleinsten gemeinsamen Nenner hinsichtlich eines Marktplatzumbaus herauszufiltern.

Anschließend wurden interessendurchmischte Arbeitsgruppen gebildet, deren Aufgabe es war, gemeinschaftlich getragene Elemente der Marktplatzumgestaltung zu formulieren, offene Fragen zu benennen und schließlich weitere Schritte nach Beendigung des Werkstattverfahrens zu beschreiben. In einer zusätzlichen Werkstattveranstaltung wurden weiterentwickelte Planvarianten einer Marktplatzumgestaltung präsentiert und diskutiert. Rund drei Viertel aller Teilnehmer konnten sich auf eine Lösung einigen, wobei zahlreiche Akteure von ihrer ursprünglich vertretenen Position abrückten. Die Anzahl divergierender Positionen konnte im Rahmen des Mediationsverfahrens durch Versachlichung und Kompromissbereitschaft deutlich reduziert werden. Das Vertrauen der Akteure untereinander wurde dank eines fairen und – mit Ausnahme vertraulicher Gespräche – transparenten Prozesses gestärkt. Der Umbau des Warendorfer Marktplatzes begann im Januar 2017.